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kleine Ramloks Teil 1

Die gefährliche Reise in Gelmors Reich
Das zwergenhafte Volk der Ramloks lebte schon seit alter Zeit im Zauberreich von Celina der jungen Waldelfe. Sie hatte die kleinen Wesen so in ihr Herz geschlossen, dass sie für all die kleinen Zwerge große hölzerne Pilze wachsen ließ. Mit den Jahren hatten die Ramloks mit viel Fleiß, Können und handwerklichem Geschick daraus wunderschöne Häuschen gebaut. So war nach und nach ein kleines Dorf entstanden, das unter lauter großen Tannenbäumen verborgen lag. Auch sonst tat die schöne Elfe alles, damit die kleinen Wesen glücklich waren und niemand von ihnen auf die Idee kam, das Dorf und den Zauberwald zu verlassen. Ganz im geheimen besuchte sie Tarok das Oberhaupt aller Tannhäuser Ramloks manchmal, um sich zu vergewissern das es dem kleinen Völkchen gut ging und es ihm an nichts mangelte. Tarok erzählte seinen Untertanen immer neue Geschichte über Celina, denn Ramloks liebten es Geschichten zu lauschen. Die Wahrheit behielt er jedoch für sich, denn Celina hatte ihn darum gebeten, und Tarok war nicht der Mann, der ein gegebenes Versprechen brach.
An einem warmen Sommerabend kamen alle Kinder des Dorfes zu ihm und bettelten, er möge ihnen doch eine Geschichte erzählen. Da er Zeit hatte und gut gelaunt war, und er Kinder sehr liebte, setzt sich Tarok zu ihnen und sprach:
"Soll ich euch einmal die Geschichten von den großen Pilzhäuschen erzählen."
"Tarok, du weist woher die hölzerne Pilze kommen in denen wir wohnen."
"Aber natürlich weiß ich es. Ich bin überhaupt der einzige, der weiß woher sie kommen."
"Dann erzähle uns bitte die Geschichte. Aber bleib bei der Wahrheit."
"Die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit ihr Grünschnäbel die ihr seid. Sperrt alle die kleinen Ohren auf und hört genau zu. Es war einmal vor langer Zeit, eure Eltern lebten alle noch in den Höhlen nicht weit von hier. Eines Tages hörte die Waldelfe, die sich in ein kleines Eichhörnchen verwandelt hatte, wie sich ein Ehepaar unter ihrer Tanne unterhielt. Seine Frau beklagte sich bei ihrem Ehemann, dass die Höhle in der sie wohnten dunkel und kalt war. Hier wollte sie mit
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ihrem Mann keine Kinder haben. Weil vor der Höhle lauter kleine braune Pilze wuchsen kam Celina auf den Gedanken, für sie einen so großen hölzernen Pilz zu zaubern, dass eine ganze Familie darin Platz finden würde. Als der Mann am anderen Morgen vor die Höhle trat, sah er den großen Pilz, fühlte dass er aus dickem Holz war und dachte bei sich, dass er daraus ein großes Häuschen bauen könnte. Da er von Beruf Zimmermann war, machte er sich sogleich an die Arbeit. Schon drei Tage später hatte er ein neues Heim mit vier großen Zimmern für sich und seine Frau daraus gebaut. Das Häuschen bekam eine Tür, zwei Fenster und schön verzierte Fensterläden. Bald standen auch ein Schrank, ein Tisch, hübsche Stühle und eine runde Eckbank und ein großes Bett darin. Natürlich gab es auch ein großes Kinderzimmer eine Küche und einen kleinen Raum für die Vorräte. Glücklich über das schöne Heim hatte seine Frau für die Fenster hübsche Vorhänge und für die Eckbank weiche Kissen genäht. Die anderen Ramloks staunten nicht schlecht über das wunderschöne Häuschen der Eheleute und wünschten sich, dass noch mehr solcher Pilze im Wald wachsen würden. Und so geschah es, das Celina als alle Zwerge schliefen so viele Pilze aus dem Boden wachsen ließ, dass am nächsten Tag für jede Familie des Dorfes ein Pilz unter den Tannenbäumen stand. Die Ramloks waren begeistert und verließen nach und nach alle die Höhlen. Von nun an lebten alle Ramloks in nächster Nähe mit ihren Nachbarn und doch war jede Familie für sich in den hübschen Pilzhäuschen. Als eines Morgens durch Celinas Zauberkraft auch noch ein Brunnen in der Mitte des Dorfes stand, aus dem frisches Quellwasser floss, war das Glück der Ramloks vollkommen.
So meine lieben Kinder, nun wisst ihr woher die Häuschen stammen in denen wir leben. Es war ein Geschenk der schönen Waldelfe Celina.
"Wo ist sie nur, keiner hat sie je gesehen. Und woher weißt du, das sie schön ist."
"Das darf ich euch leider nicht erzählen Kinder, den ich habe mein Wort gegeben."
"Dann erzähl uns bitte noch eine andere Geschichte lieber Tarok."
"Oh nein Kinder, für heute ist es genug. Schließlich bin ich ein alter Mann und muss meine Kräfte einteilen. Ein anderes Mal erzähle ich euch wieder eine neue Geschichte. Und nun geht bitte alle brav nach Hause für euch wir es Zeit schlafen zu gehen."
Tarok hatte etwas geflunkert, doch die Kinder liebten ihn für seine Geduld die er ihnen entgegenbrachte und natürlich auch für seine wundervollen Geschichten die er ihnen immer wieder aufs Neue erzählte.
Die Kinder rannten nun nach Hause, und erzählten die Geschichte wiederum ihren Eltern, die nicht wussten, ob sie Tarok glauben sollten.
Durch Celinas geheime Besuche hatte Tarok von ihr erfahren, dass an ihren Grenzen ein böser Zauberer wohnte, und das der große Schatten der manchmal vom Himmel auf sie herabfiel nichts Böses bedeutete. Er gehörte zu Argor dem Beschützer der Waldelfe. Er war der König aller Nachfalken, mit magischen Kräften ausgestattet und Celina für alle Zeit treu ergeben. Auch wusste er so von den vier Baumhirten, die in ihrem Wald lebten. Bäumväter die wie die Ramloks laufen und sprechen konnten. Tarok hatte noch nie einen zu Gesicht bekommen, doch glaube er Celina jedes Wort, hatte sie ihn doch
noch niemals belogen.
Der Alltag von Tarok bestand darin, seinen Untertanen steht’s mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Manchmal musste er kleine Streitigkeiten schlichten, geduldig hörte er sich an was die beiden Parteien zu sagen hatten, um dann nach bestem Gewissen Recht zu sprechen. Glücklich machte es ihn jedes Mal wenn ein Kind das Licht der Welt erblickte. Dann gab es jedes Mal ein großes Fest, das Dorf wurde herausgeputzt und mit Blumen und Girlanden geschmückt. Die Ramloks verstanden es zu feiern, ihre Frauen backten ganze Berge von Kuchen und Torten um damit das ganze Dorf und die große Zahl ihrer Gäste aus Bollerheim, ihre nächsten Verwandten zu versorgen. Am Abend spielten dann Begram und Dolgrim die beiden Musikanten des Dorfes zum Tanz für die jungen Ramloks auf und die Alten mischten nach und nach mit den Gästen unter das junge Volk. Da die Zwerge auch berühmt oder gar berüchtigt für ihren großen Durst waren, flossen bei solchen Gelegenheiten auch Ströme von Bier die durstigen Kehlen hinab. Selbst die Frauen der Ramloks waren dem Biergenuss zugetan und nicht selten sah man eine, wie sie den großen Krug in einem Zug leerte.
Tarok war auch der einzige Arzt im ganzen Dorf, wenn ein Unglück geschehen war, so konnte er fast immer helfen. Mit seinen Heilkräutern und Tinkturen war er noch bis ins Nachbardorf Bollerheim berühmt, und manch Kranker machte die beschwerliche Reise über die blauen Berge, um von ihm behandelt zu werden. Marga seine liebevolle Frau ging ihm dabei steht’s zur Hand und war obendrein eine wundervolle Köchin, was man unschwer an seiner Leibesfülle erkennen konnte. Ab und an gab er ihr einen liebvollen Klaps auf ihr ausladendes Hinterteil, worauf Marga ihm jedes Mal mit ihrer Bratpfanne drohte. Er flüchtete dann in gespielter Angst aus dem Haus, worauf er noch von weitem ihr schallendes Gelächter hören konnte.
So lebten die Ramloks glücklich und zufrieden im Einklang mit der Natur, bis ja bis zu diesem unglückseligen Tag, der alles ändern sollte.
Der Zauberwald von Celina grenzte unmittelbar an das verwunschene Reich von Gelmor. Der böse Zauberer hasste alle Fremden und ganz besonders hasste er die Elfe Celina und die kleinen Ramloks, die es wagten an seinen Außengrenzen zu leben. Über ihn gab es viele Gerüchte, eines davon besagte das er als junger Mann seine Eltern umgebracht hatte und das auch sein jüngerer Bruder seit dieser Zeit verschollen war. Seine Untertanen waren schon lange entflohen und so lebte er mit einer kleinen Schar von Menschen einsam in seinem Schloss. Seine böse Seele und sein Hass hatte auch die Täler um ihn herum in düstere Landschaften verwandelt und selbst das Wasser des Flusses der sein ganzes Reich umgab, war schwarz wie die Nacht geworden.
An jenem Unglückstag waren die vier Freunde Jadog, Wolgram, Levi und Tigur ausgezogen, um ihre Verwandten im Tal der Bollerbäume zu besuchen. Diese Bäume trugen kleine weiße Kügelchen, die unter der Sommerhitze mit lautem Getöse zerplatzten. Die Bäume hatten am Boden runde Öffnungen, die so groß waren, das jede Familie eine Wohnung darin bezogen hatte. Deshalb nannen sie sich auch, die Bollerheimer.
Jadog und Levi wollten zu Sorina und Marla in die sie sich bei ihrem letzten Besuch verliebt hatten. Jadog hatte sich gleich in die schwarzhaarige und etwas rundliche Marla verliebt, während Levi die liebreizende blonde Sorina tief in sein Herz geschlossen hatte. Tagelang waren die Vier durch die Wälder und Wiesen gestreift, und hatten kleine Ausflüge zum großen Dorfsee unternommen um dort zu baden. Des Abends waren sie bis spät in die Nacht zusammengesessen hatten miteinander gelacht und getrunken und sich gegenseitig alte Geschichten aus ihren Dörfern erzählt. Beide Pärchen waren sich einig gewesen, das sie beim nächsten Besuch der beiden Männer gemeinsam Verlobung im Dorf feiern würden.
Tarok das Oberhaupt aller Ramloks, der von ihrer bevorstehenden Reise durch seinen Enkelsohn Levi erfahren hatte, war der Meinung gewesen, dass sie durch den Zauberwald von Celina marschieren sollten. Anschließend sollten sie die Reise über die blauen Berge fortzusetzen. Dieser Weg war zwar bedeutend länger, aber auch ungefährlicher. Doch die Freunde waren ganz und gar anderer
Meinung. Sie wollten auf schnellstem Weg zum Bollertal um ihre Liebsten zu treffen.
"Ich kann eure Ungeduld nur zu gut verstehen, ich war schließlich auch einmal jung und frisch verliebt. Doch ich sage euch es ist viel zu gefährlich. Kein Ramlok hat es jemals gewagt, Gelmors verwunschenes Reich zu betreten. Ich bitte euch noch einmal den Umweg über die Berge zu nehmen."
"Wir fürchten uns nicht vor Gelmor. Überdies werden wir um Mitternacht aufbrechen und sein Reich am frühen Morgen wieder verlassen."
"Und wenn er euch dennoch entdeckt, was dann. Ich fürchte ihr werdet dann nie wieder zurückkehren."
"Du machst dir zu große Sorgen Tarok."
"Ihr kennt doch die Geschichten, die man über Gelmor erzählt. Er soll alle Fremden, die sein Reich betreten zu Stein verwandeln. Warum ein Wagnis eingehen, ihr seid noch so jung und habt alle Zeit der Welt."
"Das sind doch nur alte Geschichten. Keiner von uns Zwergen war je in seinem Zauberwald. Wir vier werden es heute Nacht als erste wagen, durch sein Reich zu reisen."
"Obwohl ich das Oberhaupt der Tannhäuser Ramloks bin, will ich es euch nicht verbieten. Ich bitte euch nur, seit auf der Hut, Gelmor soll Vögel als Kundschafter aussenden, die Fremde aufspüren."
"Wir werden vorsichtig sein Tarok, du wirst sehen bald sind wir wohlbehalten zurück."
"Der schwarze Fluss ist der Anfang und das Ende von Gelmors Reich, er umrundet seine Grenzen um dann zum Tal der Bollerbäume zu fließen. Da ihr nicht auf meinen Rat hören wollte, bleibt mir nur noch euch Glück und Erfolg zu wünschen. Auf ein glückliches Wiedersehen meine lieben Tannhäuser."
Nachdem sie die vier Freunde von Tarok verabschiedet hatten, wurde es Zeit, noch ein paar Stunden zu schlafen.
Kurz vor Mitternacht weckten Franja und Temgur ihren Sohn.
"Levi es ist Zeit aufzubrechen. Wach auf."
Etwas verschlafen öffnete er die Augen. Seine Kammeraden standen schon neben seinen Eltern und blicken kopfschüttelnd auf ihn herab.
"Wie immer bist du der Letzte Levi. Du alte Schlafmütze, auf auf, es wird höchste Zeit."
"Es kann nicht schaden ausgeschlafen auf eine lange Reise zu gehen meine Freunde. Es steht alles bereit."
Schnell schlüpfte er in seine Kleider und stand bald mit Rucksack und Wanderstiefel vor den Freunden.
"So, lasst uns endlich aufbrechen um unsere Liebsten nach Hause zu holen."
"Seid vorsichtig und kommt gesund wieder nach Hause, hört ihr."
"Aber ja Mutter, mach dir keine Sorgen. Wir sind in einer Woche wieder zurück."
Franja und Temgur umarmten ein letztes Mal ihren Sohn, um Levi und seinen drei Freunden noch nachzuschauen bis sie alle aus den Augen verloren hatten.
Die vier Kammeraden marschierten los ohne sich noch einmal umzudrehen. Im Schein des Mondes schritten sie voran und erreichten bald die Grenze zu Gelmors Reich. Vor ihnen lag der schwarze Fluss den bis heute kein Ramlok je überschritten hatte.
"Das Abenteuer kann beginnen Freunde, wer wagt es nun als Erster den Fluss zu überqueren."
"Wolgram macht den Führer, wie immer, dann Tigur und Jadog, ich bilde die Nachhut."
"Wirst du auch Schritt halten können Levi."
"Wenn ich auch der Kleinste von allen bin, so werde ich euch am Ende noch alle überflügeln meine Freunde."
"Dein Selbstbewusstsein in allen Ehren, aber du solltest dir nicht zu viel vornehmen."
"Wer aber sein Licht unter den eigenen Scheffel stellt ist ein armer Tor, lieber Wolgram."
Nachdem die Freunde den Fluss hinter sich gelassen hatten, schritten sie durch eine Wiese. Das Gras stand hier so hoch, das alle vier Zwerge darin völlig verschwanden. Wolgram war der kräftigste von ihnen und bahnte sich den Weg durch das dichte Grün. Immer wieder mussten die Zwerge eine kleine Verschnaufpause einlegen, denn für die kleinen Ramloks waren so eine Wiese fast wie ein großer undurchdringlicher Dschungel. Endlich war es geschafft, vor ihnen öffnete sich ein großes düsteres Tal. Der ganze Boden war zerklüftet. Merkwürdige geformte Knollen wuchsen aus dem sandigen Untergrund, aus denen starke Wurzeln sprossen, die wie spitze Dolche in den Himmel ragten. Dazwischen wuchsen einzelne Bäume in den Nachthimmel, so groß und mächtig, das die Ramloks kaum bis hinauf zu ihren Wipfeln blicken konnten. Lange pechschwarze Schlingpflanzen rankten sich an den Bäumen empor und hingen in langen Reihen bis fast auf den Boden herunter. Sie bildeten immer wieder weiße Knoten, in denen rote Punkte wuchsen, die wie Augen in der Dunkelheit leuchteten.
"Von diesem düsteren Tal geht etwas Böses aus, findet ihr nicht auch. Diese Bäume und Pflanzen sind mir nicht ganz geheuer Freunde, wir sollten das Tal auf schnellstem Wege wieder verlassen."
"Es scheint mir auch so, als ob wir von ihnen beobachtet werden."
Tatsächlich hatten sich alle Knoten mit ihren roten Augen auf die vier Ankömmlinge gerichtet.
"Ob sie etwas im Schilde führen Wolgram."
"Wir gehen ihnen am besten aus dem Weg."
Bald war das Tal halb durchschritten, als die Vier auf eine Engstelle trafen. Hier standen die spitzen Dolche so dich an dich, dass sie Wohl oder Übel zwischen zwei nebeneinander stehenden Bäumen hindurch gehen mussten.
Als Wolgram an ihnen vorbei laufen wollte, strecken sich zwei Enden der Schlingpflanzen wie greifende Hände nach ihm aus. Doch Wolgram war sehr aufmerksam gewesen, und brachte sich schnell in Sicherheit.
"Hab ihr das gesehen, sie sind von Gelmor verzaubert. Seid bloß vorsichtig."
Tigur und Jadog holten ihre Messer hervor, während Levi seine kleine Axt in die Hände nahm.
Tigur schritt als Zweiter mutig an den Bäumen vorbei, ohne dass etwas geschah. Nun ging Jadog voran. Gerade als er in der Mitte der Bäume war, schlang sich eine der Lianen um seine Hüfte, und wollte ihn in die Höhe ziehen. Mit schnellen Schritten war Levi bei ihm und hieb mit unglaublich behänden Schlägen auf die Liane ein. Mit einem hässlichen Knirschen und Krachen brach das Ende ab. Doch sogleich griffen zwei weitere Lianen nach den Freunden. Doch die Freunde waren auf der Hut und hatten sich blitzschnell unter ihnen hindurch gezwängt und sich mit zwei großen Sätzen in Sicherheit gebracht. Aus den zwei Bäumen war sogleich ein wütendes Zischen und Fauchen zu hören. Schwarze Flüssigkeit rann von einem der Bäume dessen Liane Levi verletzt hatte. Während die Freunde noch einige Schritte zurückwichen, schloss sich die Wunde der Schlingpflanze. Wie durch Zauberei wuchs die Liane genau um das Stück, das Levi abgeschlagen hatte.
Jadog blutete ein wenig, denn die Lianen hatten spitze Dornen von denen einige durch sein Hosenbein gedrungen waren.
"Du blutest Jadog, ist es schlimm."
"Nein nur ein paar Kratzer Tigur."
"Levi soll die Wunden trotzdem mit seinen Heilkräutern versorgen, wer weiß schon, vielleicht sind die Dornen giftig."
Levi legte Jadog grüne Heilblätter auf die Wunde und träufelte eine braune Tinktur darüber wie er es von Tarok seinem Großvater gelernt hatte und legte Jadog anschließend mit geübter Hand einen ordentlichen Verband an.
"Gelmors Reich ist ein Reich des Bösen, wir hätten doch über die Berge gehen sollen."
"Was wird nur geschehen, wenn wir erst auf ihren Herr und Meister treffen Wolgram."
"Darüber möchte ich wirklich nicht nachdenken. Es wäre wohl unser aller Ende. Wir sollten keine Zeit vergeuden darüber nachzudenken Freunde."
Die Ramloks hatten einen gehörigen Schreck bekommen. Eilig verließen sie das Tal ohne den Pflanzen oder Bäumen auch nur noch ein einziges Mal näher zu kommen als nötig war. Jeder von ihnen dachte nun an die Worte von Tarok. Es war wohl doch nicht klug gewesen seine warnenden Worte nicht ernst zu nehmen.
Die Freunde hatten inzwischen eine kleine Anhöhe erreicht. Oben angekommen versperrte ihnen eine riesige Felswand den Weg.
"Was machen wir nun Wolgram."
"Dort drüben scheint es eine Öffnung im Fels zu geben. Lasst uns einmal nachsehen."
Tatsächlich war dort ein tunnelartiger Weg zu sehen.
"Seht ihr den schwachen Lichtschein am anderen Ende."
"Ja Tigur, der Weg muss direkt durch den Felsen führen."
"Oder eine böse Hexe leuchtet von dort, um uns hinein zu locken."
"Immerhin hat Jadog seinen Humor noch nicht verloren."
"Wir sollten uns beeilen, die Nacht ist bald vorüber."
Vom Tal her blies ihnen ein bitter kalter Wind entgegen. Alle Ramloks holten aus den Rucksäcken dicke Wolljacken und Handschuhe hervor. Doch je weiter sie im Tunnel voran kamen, desto kälter wurde es. Schon pfiff ihnen der Wind gehörig um die Ohren als sie wohlbehalten den Ausgang des Tunnels erreicht hatten.
Vor ihnen war nun ein neues Tal zu erkennen. Eine öde schneeweiße Landschaft lag vor ihnen. Tatsächlich war das Tal von einer dicken Schneeschicht bedeckt. Bitterere Kälte und tiefschwarze Nacht herrschte hier. Selbst der Mond hatte sich hinter dicken Wolken verzogen. Nur mit großer Kraftanstrengung kamen die Freunde vorwärts, da ihnen der immer stärker werdende Wind direkt ins Gesicht blies. Selbst der Schnee klebte wie Honig an ihren Füßen und schien sie daran hindern zu wollen weiter zu kommen. Schon kroch den Ramloks die Kälte in alle Glieder, jeder Schritt schmerzte nun. Doch bald würde der Tag anbrechen, bis dahin mussten sie dieses offene Tal das keinerlei Deckung bot verlassen haben. Doch der Weg war noch weit. Schon ging am Horizont die Sonne auf und schickte die ersten wärmenden Strahlen auf die Erde nieder.
Als es nun gänzlich hell geworden war, schreckten die Freunde zusammen. Was sie im Dunklen für kleine Büsche oder Felsen gehalten hatten, waren in Wirklichkeit zu Stein erstarrte Menschen und Tiere. Wohl ein Dutzend erstarrte Wesen waren im ganzen Tal verstreut. Hier eine ganze Familie Vater, Mutter und Kind dich und ängstlich zusammengedrängt, dort ein Wolf und etwas weiter ein riesiger Braunbär, der hoch aufgerichtet mit aufgerissenem Maul zu Stein erstarrt im Tal stand.
"Wir hätten eben doch auf Tarok hören sollen. Gelmor hat dies alles getan. Er wird auch uns zu Stein verwandeln wenn wir ihm in die Hände fallen."
"Dann sollten wir uns beeilen. Nehmt die Beine in die Hand, und lass uns von hier verschwinden."
Zuerst unbemerkt von den vier Freunden, zogen hoch am wolkenlosen Himmel zwei schwarze Krähen ihre Kreise. Mit ihren scharfen Augen hatten sie die vier Zwerge sogleich bemerkt. Eine der Krähen flog davon, während die andere weiter die Ramloks beobachtete. Beide gehörten zu den Spähern des Zauberers, die das ganze Reich Tag für Tag auf Gelmors Befehl hin nach Eindringlingen absuchten.
Währenddessen hatten die Zwerge das Ende des Tales erreicht. Kleine und größere Felsen versperrten ihnen die Sicht, doch war bereits das Rauschen des schwarzen Flusses zu hören, der hier das Ende von Gelmors Reich markierte. Levi war etwas zurückgeblieben und hielt zwischen zwei Felsen an, um etwas zu verschnaufen.
Wolgram hatte gerade die Krähe entdeckt, die direkt über ihren Köpfen Kreise gezogen hatte.
"Wenn es wie Tarok vermutete, ein Späher von Gelmor ist, wir es höchste Zeit den Fluss zu überqueren. Dort sind wir in Sicherheit vor ihm und seinem Zauber.
Doch gerade als die drei den Fluss erreicht hatten, tauchte der böse Zauberer an der Seite der zwei Krähen vor ihnen auf. Groß und mächtig stand er vor den winzigen Ramloks. Der Himmel hatte sich mit seinem Erscheinen verdunkelt. Bizarre Blitze leuchteten auf und entluden sich Funken schlagend vor den Füßen der Ramloks, während grollender Donner die Felsen im Tal erschütterte. Gelmors Augen blicken böse auf die Kammeraden
herab, als er sich mit seinen Händen genüsslich durch seinen langen Bart strich.
"Was für eine Freude, wenn haben wir denn da, drei kleine Ramloks aus dem Zauberwald. Euren Wagemut wird euch nun das Leben kosten."
"Macht schnell Freunde, schwimmt um euer Leben, das rettende Ufer ist nah."
Noch niemals in ihrem Leben waren die drei Zwerge so schnell geschwommen, doch es war zu spät.
Die Arme und Beine wurden den Freunden schwer wie Blei. Kaum fünf Schritte vom rettenden Ufer entfernt waren sie erstarrt, sodass keiner auch nur einen Finger mehr rühren konnte.
Levi lag zu Tode erschrocken hinter zwei kleinen Felsen verborgen und wagte kaum zu atmen. Ängstlich blickte er auf Gelmor und seine Kammeraden, die leblos im Fluss lagen.
"Zu Stein erstarrt ihr dummen Narren,
werdet ihr im Tal verharren, bis zum Tage eures Todes."
Mit diesen Worten schwang Gelmor seinen Zauberstab. Schon sah Levi, wie seine Freunde aus dem Wasser gehoben wurden, um nicht weit vom Fluss entfernt selbst zu drei winzigen Felsen erstarrt im weißen Tal zu stehen.
"Sind sie nicht hübsch, meine drei neuen Statuen, Engus und Elmer, aber habt ihr nicht von vier Zwergen gesprochen. Sucht nach ihm, sofort. Tretet mir nicht mehr unter die Augen eh er nicht gefunden ist.“
Eilig erhoben sich die Krähen in die Lüfte. Levi duckte sich noch tiefen und drückte sich soweit er nur konnte in eine kleine Spalte der Felsen.
Prüfend hielt Gelmor seine Nase in den Wind, suchend blickte er sich immer wieder um. Für einen Moment blieb er am Ufer stehen, dann ging er mit schnellen Schritten auf Levi zu, doch ging er kaum zehn Schritte von ihm entfernt, auf eine andere Felsengruppe zu.
Gelmor Blick ging immer öfter ungeduldig hinauf in den Himmel, doch die Krähen hatten keine Spur entdeckt. Wütend funkelten darauf Gelmor Augen auf. Mit wutverzerrtem Gesicht und einem gellenden Schrei stampfte er auf dem Boden auf und war sogleich verschwunden.
Levi hatte großes Glück gehabt und schnaufte seit langer Zeit wieder tief durch, doch wagte er es nicht, vor Einbruch der Dunkelheit aus seinem Versteck hervor zu kommen. Immer mehr Krähen suchten inzwischen das Tal und das Ufer des Flusses nach ihm ab. Unaufhörlich fuhren Blitze aus pechschwarzen Wolken die auch noch anhielten, als das Tageslicht langsam der Dämmerung gewichen war. Endlich war die schützende Dunkelheit völlig über das Tal hereingebrochen. Nun konnte er es wagen sein Versteck hinter den Felsen zu verlassen.
Leise zog Levi seine Hose und die Schuhe aus, ging ans Ufer und schwamm sein Bündel hoch über den Kopf haltend, so schnell er konnte durch den Fluss. Erst als er sich ein gutes Stück von Gelmors Reich entfernt hatte, atmete er tief durch und blickte etwas beruhigt zurück. Voller Trauer über das Unglück das seinen Freunde widerfahren war, aber auch wütend und zornig über Gelmors Freveltat machte er sich auf, den langen Heimweg.
Das ganze Geschehen war auch noch von anderer Seite beobachtet worden. Hoch über den Krähen hatte Argor der König aller Nachtfalken seine Kreise gezogen. Weit außerhalb ihrer Sichtweite hatte er das Unglück der Ramloks mit angesehen. Er hoffte mit Levi, dass es ihm gelingen würde, unbehelligt von Gelmors Spähern zu entkommen. Als die Nacht hereinbrach, ohne dass er eine Spur von Levi entdeckt hatte, machte er sich Hoffnungen, dass ihm die Flucht gelungen war.
Argor umgab ein Geheimnis von dem er selber nichts wusste, ja es nicht einmal ahnte.
Gelmor und Argor waren einst Brüder. Solgir der Zauberer und Narla seine wunderschöne Frau lebten lange Zeit glücklich und zufrieden in ihrem Schloss, bis Gelmor der ältere der beiden Söhne zum jungen Mann herangereift war. Eines Tages würde er die Zauberkräfte seines Vaters erhalten, doch Gelmor war dem Bösen verfallen und wollte nicht solange warten. Von Tag zu Tag wurde er ungeduldiger und so begann in ihm der Plan zu reifen, seiner Eltern zu ermorden. Bald darauf ergab sich eine Gelegenheit wie sie so schnell nicht wiederkommen würde. Der Zauberer, sein Vater war schwer erkrankt. Auf eine solche Gelegenheit hatte er gewartet, gleich in der ersten Nacht schlich er sich in das Schlafgemach und ermordete seine Eltern. Nun war er Gelmor der Zauberer, Herr des schwarzen Flusses und der Tälern die ihn umgaben. Prahlend stand er am frühen Morgen vor seinem Bruder Argor, der entsetzt darüber war.
Ist dir klar was du getan hast Gelmor. Du hast deine eigenen Eltern ermordet, dafür wirst du eines Tages büßen müssen. Du wirst das Reich unseres Vaters verlassen, ich verlange das du augenblicklich das Schloss verlässt.“
„Höre genau zu, mein Bruder, ich werde es nur einmal sagen. Nun bin ich Herr über das Schloss und allen Ländereien unseres Vaters und du wirst dich fügen müssen.“
„Niemals werde ich deine Herrschaft anerkennen. Du bist es nicht wert, der Nachfolger von Solgir zu werden. Ich werde an deiner Stelle Vaters Platz einnehmen.
„Du wirst dich in dein Schicksal fügen, sonst wird es dir schlecht ergehen. Wehe du wagst es, dich gegen mich aufzulehnen.“
„Willst du mich auch noch ermorden, Bruder. Ich werde mich auf keinen Fall unterwerfen.“
Bald wurde der Streit so heftig, dass es zum Kampf zwischen den Brüdern kam. Doch Argor war noch ein Knabe, Gelmors Zorn traf nun auch ihn, doch tötete er den Jüngling nicht. Er verwandelte den Bruder in den König der Falken.
So musste er für alle Zeiten mit ansehen, wie er als Gelmor der Zauberer über das Reich seines Vaters herrschte. Von diesem Tage an war nur noch der Himmel über den Ländereien seines Vaters Argors Zuhause.
Doch dieser Fluch, als Falke leben zu müssen, würde nur so lange anhalten bis Gelmor sterben würde. Wenn dies eintreten sollte, würden die Zauberkräfte seines Vaters auf ihn übergehen und Argor würde wieder seine menschliche Gestalt erhalten. Doch von all dem wusste Argor nichts.
In Gelmors Reich begann nun eine Schreckensherrschaft, die alle Untertanen mit dem Tode bedrohte, die nicht nach dem Willen des bösen Zauberers handelten. Innerhalb weniger Monate waren viele Dorfbewohner mit ihren Familien aus seinem Geltungsbereich geflüchtet um seinem Zorn und den hohen Abgaben zu entgehen. Als Erste flohen die früheren Freunde und Vertrauten seines Vaters, die in Ungnade gefallen waren. Deshalb waren ihm alle Fremden verhasst. Bald wagte es niemand mehr sein Reich zu betreten und wenn doch jemand so töricht war, so verwandelte er ihn im weißen Tal zu Stein.
Der König der Nachtfalken spürte jedoch, das Gelmors Reich ein Reich des Bösen war, und beobachtete es von nun an argwöhnisch. Nach und nach hatten sich Celina und der Nachtfalke angefreundet. Die junge und über aus schöne Fee hatte sich eines Tages in einen Falken verwandelt und war mit Argor Stunde um Stunde durch den Nachthimmel geflogen. Seit dieser Zeit war Argor ihrem freundlichen Wesen und ihrem Liebreiz verfallen und lies sie nicht mehr aus den Augen. Selbst als Falke war ein wenig magische Kraft seines Vaters auf ihn übergegangen. Argor war so groß und stark, dass er es selbst mit einem Adler aufnehmen konnte. Sein Schatten, den seine Flügel auf die Erde warfen, war jedoch um ein vielfaches größer. Dadurch flohen die meisten seiner Gegner, bereits bei seinem Anblick. Glaubten sie doch, einem riesigen und übermächtigen Feind gegenüber zu stehen. Mit der Zeit fühlte auch Celina, das Argor ihr zugetan war. Sie erwiderte seine Gefühle, ohne zu wissen warum sie das tat. Doch es war ihr egal, beide waren glücklich wenn sie gemeinsam über den Wolken schwebten. Sie genoss es seine Stärke zu spüren und die große Freiheit die er besaß.
Argor verschwendete keine Zeit und machte sich auf die Suche nach dem kleinen Ramlok, weit konnte er noch nicht gekommen sein. Da, kaum einen Steinwurf weit von Gelmors Grenzen entfernt entdeckte er die winzige Gestalt. So langsam er konnte flog der Falke auf ihn zu, so dass er ihn genau sehen konnte. Levi hatte den bedrohlichen Schatten am Nachthimmel bemerkt und wollte gerade aufspringen um hinter einem Gebüsch Deckung zu suchen, als Argor zu ihm sprach.
"Fürchte dich nicht Levi, du bist außer Gefahr."
Überrascht, dass der Falke sprechen konnte blieb er stehen.
"Hab keine Angst."
"Bist du Argor der Nachtfalke."
"Der bin ich, König aller Falken und ein treuer Freund und Beschützer von Celina der Waldelfe."
"Wir wollten gerade über den Fluss, als plötzlich Gelmor der böse Zauberer vor uns stand. Ich war hinter zwei Felsen versteckt um etwas zu verschnaufen, da musste ich mit ansehen, wie er meine drei Freunde zu Stein verwandelt hat."
"Ich habe es gesehen, leider konnte ich dir und deinen Freunden nicht beistehen. Alleine kann ich es mit Gelmors Zauberkraft nicht aufnehmen. Wenn ich eingegriffen hätte, wäre ich wie deine Freunde zu Stein geworden."
"Ist es möglich sie wieder zum Leben zu erwecken Argor."
"Meine Kräfte reichen dafür nicht aus Levi, doch ist es möglich das Celina sie retten kann. Steige auf meinen Rücken, ich will dich zu ihr bringen."
"Über Argor den Falken erzählen sich die Alten im Dorf unglaubliche Geschichten."
"Die Alten sprechen über mich Levi."
"Ja sie sprechen über dich, Argor soll riesig sein, der Schatten deiner Flügel soll einen ganzen Berg bedecken."
"Sag mir, weshalb seid ihr durch Gelmors Reich gewandert. Das war wohl das unvernünftigste was ihr tun konntet."
"Wir wollten zum Tal der Bollerbäume wandern."
"Solch Wagemut ist nichts für kleine Ramloks. Warum seid ihr nicht durch Celinas Zauberwald und anschließend über die blauen Berge gewandert."
"Tarok hat uns darum gebeten, doch wir wollten nicht hören."
"Eine schlimme Strafe für eure Unvernunft habt ihr dafür bekommen. Aber es ist nun mal geschehen. Für den Augenblick können wir nichts für deine Freunde tun. Halte dich gut fest, es geht los."
Argor breitete seine Schwingen aus, und flog mit Levi hoch in den Nachthimmel. Tatsächlich war sein Schatten um ein vielfaches größer als er erwartet hatte. Jeder Feind musste glauben, dass er es mit einem riesigen Gegner zu tun hatte.
"Die Alten haben also nicht gelogen Argor. Wie kannst du nur so groß erscheinen."
"Auch ich besitze magische Kräfte, wenn sie auch nicht mit den Zauberkräften von Gelmor zu vergleichen sind. Doch reicht die Täuschung meiner Größe aus, um viele Feinde in die Flucht zu schlagen."
"Wenn die Frage erlaubt ist, was für einen Grund hattest du, in Gelmors Reich zu fliegen."
"Es kann nicht schaden, den Feind zu beobachten. Meinen scharfen Augen bleibt nicht viel verborgen. Selbst aus größter Höhe nicht, in der mich Gelmors Zauberkräfte nicht erreichen können. Überdies habe ich von euch unbemerkt, eure Flussüberquerung beobachtet. Wie gesagt, meinen Augen entgeht nicht viel. Ich kann dir und deinem Volk nur raten, nie wieder in Gelmors Reich einzudringen."
"Aber nur so können Tarik, Wolgram und Jagor gerettet werden."
"Geduld, du musst Geduld haben, zuerst müssen wir einen Plan entwickeln, eine Möglichkeit Gelmor zu überlisten. Warten wir, bis Celina mit Tarok gesprochen hat."
"Das wird wohl das klügste sein Argor."
"Siehst du das kleine Licht unter dir."
"Nein Argor."
"Deine Augen sind nicht für die Nacht gemacht wie meine. Für mich ist es so hell und deutlich wie ein Lagerfeuer."
"Dafür rieche ich Pfifferlinge auf hundert Schritte Entfernung, kannst du das auch."
"Nein Levi, so hat ein jeder andere Begabungen, vielleicht wird uns das helfen deine Freunde zu befreien. Gemeinsam sind wir stärker oder klüger als Gelmor. Nun musst du dich wieder gut festhalten wir sind Zuhause."
Argor stieß einen leisen Schrei aus. Kaum das er verklungen war, landete Argor auf einem runden Platz, der von großen Bäumen umringt war. Levi war es als ob die alten Bäume Gesichter und Augen hatten. Er erschrak etwas als einer; wohl der älteste aller Bäume die er je gesehen hatte; den Nachtfalken anrief.
"Wenn bringst du uns da mit Argor."
"Einen kleinen Ramlok, sie waren so unvernünftig durch Gelmors Reich zu wandern."
"Eine unglaubliche Dummheit für kleine Zwerge. Wirklich dumm, hmm. Selbst für Baumhirten wie mich wäre dies sehr gefährlich, nur an der Seite meinen Brüdern würde ich es wagen, mich Gelmors Zauberkräften auszusetzen."
"Ein sprechender Baum Argor, wie ist das nur möglich."
"Pah, wenn Zwerge sprechen können, wird es wohl möglich sein, das ein Baumhirte dasselbe vermag."
"Das ist kein gewöhnlicher Baum Levi. Baumhirten wie Baumbath sind die Väter aller Bäume. Er ist der Oberste aller Hirten"
"Wie viele Baumhirten gibt es den."
"Einst gab es eine große Anzahl von Baumhirten auf der Erde. Doch nur wenige unserer Art haben die alten Zeiten des Krieges überdauert."
In Celinas Zauberwald sind wir vier Baumhirten.
Meine Brüder Treemok, Bregalor und Fangol bewachen mit mir ihren Wald."
"Dann sind die Bäume so etwas wie ihre Kinder."
"So ist es, sie sind die Hüter aller Bäume."
Still und leise war die junge Waldelfe Celina zu ihnen getreten. Dass sie Zauberkräfte besaß, konnte man ihr nicht ansehen, war sie doch noch eine junge und zarte Erscheinung.
"Guten Abend liebe Celina."
"Argor mein Lieber, hast du Levi erklärt, wie unvernünftig es für kleine Zwerge gewesen ist in Gelmors Reich einzudringen."
"Das habe ich, nur kleine furchtlose Ramloks können auf eine solche Idee kommen."
"Wir werden gemeinsam mit Tarok überlegen, wie wir deine Freunde befreien können."
"Dann sind sie nicht Tod."
"Nein, das sind sie nicht, sie sind nur im Stein gefangen. Doch bleibt nicht viel Zeit sie zu retten."
"Dann besteht also noch Hoffnung."
"Ja Levi, doch wird es nicht einfach werden. Für dich ist es nun Zeit zu schlafen. Morgen werden wir gemeinsam überlegen was zu tun ist."
Am anderen Morgen war Celina schon früh auf den Beinen, bald würde die Sonne aufgehen. Die freundliche Elfe wartete jedoch nicht darauf. Sie bückte sich und machte sich ganz klein. Für einen Augenblick war sie verschwunden, um nur einen Augenblick später als zierlicher Falke in den Himmel zu stoßen. Sie stieß einen kleinen Schrei aus, worauf nur kurze Zeit danach am Himmel der große Schatten von Argor auftauchte. Bald zogen die beiden Greifvögel gemeinsam ihre Kreise.
Die Beiden machten sich auf den Weg zum kleinen Tannenwald, in dem die Ramloks lebten. Während Argor weiter über die Bäume flog, ließ sich Celina vor dem Häuschen nieder, das Tarok gehörte. Nun verwandelte sie sich wieder in die junge Elfe und rief nach dem Oberhaupt der
Tannhäuser Ramloks.
"Es ist Zeit aufzustehen Tarok."
"Wer stört mich um diese nachtschlafende Zeit."
"Die Herrin des Zauberwaldes, die Elfe Celina."
Eine Weile wurde es ganz still im Häuschen, nach Minuten trat Tarok ins Freie und blickte ihr überrascht in die Augen.
"Es sind viele Monate vergangen seit ich dich das letzte Mal gesehen habe."
"Ja Tarok, es ist lange her. Doch ich komme mit der schlimmsten Nachricht zu dir."
"Wenn es so ist, kann es sich nur um Jadog, Wolgram, Levi und Tigur handeln."
"Ja, Wolgram, Tigur und Jadog sind von Gelmor zu Stein verwandelt worden."
"Und was ist mit Levi meinem Enkel geschehen."
"Er schläft noch, doch ist er in Sicherheit. Argor hat ihn in der Nacht zu mir gebracht."
"Wenn sie nur auf mich gehört hätten. Ich habe sie eindringlich davor gewarnt durch Gelmors verwunschenes Reich zu reisen."
"Es ist geschehen und lässt nicht mehr rückgängig machen. Wir müssen nun überlegen, was wir tun können. Guten Morgen Marga, du kannst doch ruhig zu uns heraus kommen."
Taroks Frau hatte alles mit angehört und lugte nun durch eine Spalte in der Tür nach draußen."
Etwas verschüchtert trat sie neben Tarok der sie sogleich fest an sich drückte.
"Ist sie nicht ein Goldschatz, meine liebe Marga. Doch wehe mir, ich vergesse meine Schuhe auszuziehen wenn ich ins Haus gehe, dann bricht ein Donnerwetter über mich herein."
"Guten Morgen Celina, die Männer sind oft so gedankenlos das man sich die Haare raufen könnte. Wenn man nicht ständig aufpasst, tragen sie uns Frauen den ganzen Wald ins Haus."
"Du hast ganz recht liebe Marga, die Männer muss man an der kurzen Leine führen, sonst tanzen sie einem auf der Nase herum."
"Tarok hat sie so gebeten den Weg über die Berge zu nehmen, doch sie wollten nicht hören. Ich muss es gleich ihren Eltern erzählen. Und jemand muss sie trösten, dazu sind die Männer so wenig zu gebrauchen wie für die Hausarbeit."
Schon eilte sie mit schnellen Schritten davon. Kurz danach war das ganze Dorf auf den Beinen. Das halbe Dorf kam zu Tarok und wollte wissen, was er unternehmen würde um die Unglücklichen zu befreien.
Doch Tarok der selber noch nicht wusste ob und wie die Freunde gerettet werden konnten sprach ein Machtwort und schickte alle wieder nach Hause.
"Bewahrt Ruhe meine lieben Ramloks. Ich werde mit Celina überlegen was zu tun ist."
Gehorsam gingen alle nach Hause, denn Tarok hatte großes Ansehen im Dorf.
Kaum waren sie wieder alleine als der Waldboden wie durch kleine Erdbeben erschüttert wurde. Schon rannten alle Bewohner wieder vor ihre Häuser um zu sehen was es damit auf sich hatte.
"Ihr müsst keine Angst haben liebe Tannhäuser, es ist nur Baumbath der Baumhirte, er bringt euch Levi zurück."
Die Elfe hatte es mit lauter Stimme gerufen um die Ramloks zu beruhigen.
Da stampfte schon Baumbath mit Ungeduld heran. Ein großes Staunen und Raunen begann, so etwas hatte noch kein Ramlok gesehen. Ein riesiger Baum, tatsächlich ein riesiger Baum der laufen konnte, überall standen die Zwerge mit offenen Mündern herum. Erst als sie den kleinen Levi entdeckten konnten sie sich vom Anblick des Baumhirten lösen.
Viele sprangen ihm entgegen, um ihn in die Arme zu schließen. Wenigstens hatte er es geschafft dem bösen Zauberer zu entrinnen. Der Kleine wurde sofort von allen in Beschlag genommen und musste tausend Fragen über sich ergehen lassen.
Marla und Temgur bekamen es mit der Angst und brachten ihn ins Haus.
Wieder waren alle Ramloks auf den Beinen, alle redeten wild durcheinander. Die kleinen Zwerge wurden jedoch mucksmäuschenstill als der Boden erneut unter ihnen zu wanken begann. Baumbaths Brüder Treemok, Bregalor und Fangol stampften heran um nach ihm zu sehen. Selbst Tarok verschlug es die Sprache als nun vier der uralten Baumriesen vor ihm standen. Die Tannhäuser Ramloks fühlen sich womöglich noch ein bisschen kleiner neben solchen Riesen, den sie überragten alle umstehenden Bäume um fast das Doppelte und schienen geradezu in den Himmel zu wachsen. Die ganze Aufregung war für die Baumhirten nicht zu verstehen. Für sie war der Anblick von Zwergen etwas genauso Seltsames wie es für die Ramloks die Baumhirten waren.
Ende Teil 1
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