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Bärchen 6

Marco aus dem Teddybärenland
Gerade war ich erwacht, und blickte durch mein kleines Dachfenster in meinem Kinderzimmer. Es musste noch früh am Morgen sein, denn die Vögel zwitscherten aufgeregt ihre Lieder in den Ästen der Bäume. Langsam stieg auch die Sonne aus ihrem Bett und begann bedächtig am Himmel empor zu wandern. Ich stand auf und schlich auf leisen Sohlen zum Schlafzimmer meiner Eltern. Vorsichtig drückte ich die Klinke der Tür nach unten. Mama und Papa lagen noch tief und fest schlafend unter ihrer Bettdecke. Die morgendliche Sonne versprach durch ihre bereits wärmenden Strahlen, dass es ein wunderschöner Sommertag werden würde. Schnell hatte ich mich angezogen um auf der Terrasse die frische Morgenluft zu genießen. Direkt vor unserem Haus breitete sich eine große bunte Sommerwiese aus, die herrlich nach grünem Gras und allerlei bunten Blumen duftete. Papa hatte mir genau in der Mitte der Wiese einen wunderschönen Spielplatz gebaut. Hier stand mein kleines Gartenhäuschen, mit richtigen Glasfenstern darin. Mama hatte für mich wunderschöne Vorhänge genäht, die nun vor den Fenstern hingen. Sogar ein kleines Bett war darin, auf dem ich mich ausruhen konnte, wenn ich beim Spielen müde wurde. Das Häuschen stand unter zwei großen Lindenbäumen von dem an einer der Linden eine Schaukel herabhing auf der ich mit Leidenschaft und Ausdauer den ganzen Sommer über schaukelte. Rund um das Häuschen hatte Papa einen kleinen Weg aus wunderschönen weißen Kieselsteinen angelegt. Dieser Weg führte mich wenn ich bis ans Ende lief zu einem kleinen Teich der am Rande der Wiese lag. In ihm schwammen Lara und Kai zwei Goldfische, die ich jeden Tag mit Brot fütterte. Wir waren mit der Zeit richtige Freunde geworden, wenn ich meine Hand ins Wasser hielt, kamen sie angeschwommen und ließen sich von mir streicheln. Am Wochenende durfte ich gleich nach dem Frühstück in mein Kinderreich flüchten, meine Eltern lachten immer, wenn ich vor Ungeduld anfing etwas zu quengeln um endlich in mein Gartenhäuschen zu gelangen. An diesem Tag geschah etwas, das ich niemals vergessen werde. Zwischen dem hohen Gras und den Blumen war mir, als ob ich ein Bärchen gesehen hatte, nicht ein echtes Bärchen nein einen Teddybären. Aufmerksam beobachte ich die Wiese und tatsächlich, da lief ein Teddy mitten durch meine Wiese. Nun war ein leises melodisches Geräusch zu hören, als ob er ein Liedchen pfiff. Ungläubig starrte ich auf das kleine Wesen, das nun auf Papas Weg lief und auf das Häuschen zuging.
"Wer bist du denn kleines Bärchen. Und wie ist es möglich, das du wie ein Mensch laufen und ein Liedchen singen kannst."
Erstaunt blieb das Bärchen für einen Augenblick stehen. Nach einer Weile jedoch blicke er in meine Augen und begann zu sprechen.
"Das ist nichts besonderes, da wo ich herkomme können alle Teddys sprechen und natürlich können wir auch singen."
"Und wo kommst du her, also meine Teddys können weder sprechen noch singen und laufen können sie auch nicht. Das würde ich schon gerne wissen."
"Es ist kein Geheimnis, doch sag mir erst wie du heißt."
"Michelle, und du, hast du auch einen Namen."
"Na klar hab ich einen Namen. Ich bin Marko. Ich bin aus dem Teddybärenland, du wirst noch nie davon gehört haben, oder doch."
"Nein, davon hab ich noch nie gehört, wo liegt es denn und was machst du hier."
"Wo es liegt darf ich dir leider nicht verraten, aber was ich hier möchte sage ich dir gern. Fast alle Bärchen im Teddybärenland sitzen einfach nur herum und warten darauf, dass sie von jemandem gekauft und verschenkt werden. Ich wollte nicht länger warten, und mir einmal die Welt anschauen, in der ich eines Tages sein werde."
"In was für einer Welt denn, meinst du diese Welt."
"Ja ganz genau Michelle, diese Welt meine ich, deine Welt. Aber ich finde es viel schöner als lebendiger Teddy hier zu sein. Sonst müsste ich in einem Kinderzimmer darauf warten, das mich jemand in den Arm nimmt."
"Wollen den Teddys in den Arm genommen werden Marko."
"Für Teddybären gibt es nichts schöneres, als gedrückt und in den Arm genommen zu werden."
"Dann sind wir schon zwei, ich liebe es Teddybären an mich zu drücken."
Da lief Marko schnell auf Michelle zu und beide lagen sich lange in den Armen. Vor Freude kullerten dem kleinen Teddybären ein paar Tränen aus seinen Augen.
"Darfst du denn hier bleiben Marko, es wäre zu schön mir dir spielen zu dürfen."
"Sicher darf ich, dann werden wir sicher gute Freunde werden. Doch die erwachsenen Menschen dürfen nicht wissen, dass ich ein lebendiger Teddy bin."
"Ich werde es niemandem verraten Marko. Ich verspreche es."
"Dann lass uns spielen Michelle."
Beide tollten wie die Wilden durch die Wiese, danach zeigte Michelle dem Teddy voller Freude ihr kleines Häuschen.
Als das Bärchen die Schaukel sah, sprang er schnell darauf zu und setzte sich mit Michelle darauf. Immer höher schaukelten die Beiden in die Luft, so hoch, dass beide vor Freude lachten und jauchzten. Vom Haus her ertönte die Stimme von Papa, der mit Mutter auf sie zugelaufen kam.
Marko fiel sofort leblos auf den Boden, als er die Stimme gehört hatte.
"Guten Morgen Michelle, mir war so, als ob das Bärchen gerade noch gelebt hat."
"Guten Morgen Papa und Mama, das hat nur so ausgesehen Papa. Ich habe nur so getan als ob es ein lebendiger Teddy wäre."
"Für einen Moment dachte ich, aber natürlich, es ist Unsinn es gibt keine lebendigen Teddys."
"Leider nein Papa, und doch wäre es schön einen zu haben."
"Wenn es möglich wäre, dann würden deine Mama und ich dir sehr gerne einen schenken Michelle. Aber woher hast du diesen Teddy, ich habe ihn noch nie gesehen."
"Das ist ein Geheimnis Papa, er kommt von ganz weit weg, aus dem Teddybärenland. Aber mehr darf ich euch nicht verraten."
"Aus dem Teddybärenland, natürlich meine Kleine. Hättest du Lust mit mir angeln zu gehen."
"Heute nicht Papa, ich möchte mit Marko den Tag verbringen, er ist ganz glücklich darüber, dass er mich gefunden hat, weißt du."
"Dann wünschen wir dir viel Freude, mit deinem neuen Spielkammeraden. Ich bin bis zum Mittagessen zurück mein Schatz."
Als Michelles Eltern wieder gegangen waren, erwachte Marko wieder zum Leben.
"Du hast wirklich liebe Eltern Michelle, sie scheinen sehr nett zu sein. Schade, dass es im Teddybärenland keine Familie gibt. Dann wäre es dort viel lustiger. Zusammen spielen und lachen, gemeinsam zum See laufen oder in der Wiese liegen das wäre schön gewesen."
"Dann musst du eines Tages zurück und sie wachrütteln Marko. Den ganzen Tag nur so herumsitzen, das könnte ich nicht."
"Du hast recht, doch heute will ich mit dir spielen, wir werden noch viel Spaß miteinander haben."
"Ja lass uns spielen Marko, es wird sicher ein wunderschöner Tag."
*** Ende ***
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