Plumsi der kleine Wassertropfen war heute Morgen aus einer Gewitterwolke auf die Erde gefallen. Er staunte nicht schlecht, denn er war nach seiner weichen Landung mitten in einer Mohnblumenblüte gelandet die in einer Sommerwiese stand.
Neugierig blickte er mit seinen kleinen Äugelein um sich. Überall duftete es herrlich, auch die bunten Blumen gefielen ihm sehr. Hier war es viel schöner, als in der dunklen Wolke in der noch vor kurzem gefangen war.
Staunend sah er kleine Schmetterlinge die vorüber flatterten, oder für eine kleine Weile auf eine Blüte verweilten um sich bald darauf wieder in die Lüfte zu erheben und davon zu fliegen. Summende Bienen saugten Nektar aus den Blüten, den sie gleich darauf eilig in ihren Bienenstock brachten.
Seine Mohnblüte war so wunderschön und weich, dass er am liebsten für immer hier geblieben wäre. Doch Plumsi rutschte langsam aber sicher zwischen den Blütenblättern hindurch, den Stengel hinab und landete im tiefen Gras. Hier unten war es nicht ganz so schön wie auf seiner Mohnblüte, aber auch hier gab es viel zu sehen. Kleine Insekten liefen über den Boden. An einer anderen Stelle grub sich ein Regenwurm ein Loch, denn er suchte Schutz vor der Sonne die bald am Himmel emporsteigen musste, und seine empfindliche Haut austrocknen würde. Plumsi der von allem keine Ahnung hatte, betrachtete alles mit Staunen. Gerade dachte er, dass es ihm hier auch gefallen könnte, als er langsam im Boden versank.
Nun wurde es wieder genauso stockdunkel wie in der Gewitterwolke. Hier gefiel es ihm überhaupt nicht, doch er versank immer tiefer in der Erde. Ganz eng war es hier, nichts was man hätte betrachten können, nur finstere Nacht umgab den kleinen Wassertropfen. Langsam bekam er es mit der Angst, wie lange musste er hier in der Finsternis verbringen. Inständig hoffte er, dass er nicht für immer hier bleiben musste.
Zwischen kleinen Kieselsteinen und feinem Sand glitt er immer weiter ins dunkle Nichts hinab.
Plumsi schloss vor lauter Angst seine Augen und wartete darauf, dass es endlich wieder hell um ihn werden würde. Als er eine Stimme hörte öffnete er erschrocken seine Augen.
"Hallo ich bin Flupsi der kleine Wassertropfen, und wer bist du."
"Ich bin auch ein Wassertropfen, mein Name ist Plumsi. Ich freu mich so, dass ich nicht mehr alleine bin."
"Wir werden nicht mehr lange alleine sein.",
"Woher willst du das wissen."
"Ha, ich bin schon viele Male vom Himmel gefallen. Du dagegen scheinst ein Grünschnabel zu sein, der das erste Mal auf die Erde gefallen ist."
"Ich glaube nicht, dass ich schon einmal vom Himmel gefallen bin, hier ist alles neu für mich."
"Erstaunlich, ich habe noch nie ein Wasserkind gesehen. Wenn du möchtest bleiben wir zusammen und ich erkläre dir alles."
"Oh ja, bitte lass uns Freunde sein. Es ist schön einen Freund zu haben. Außerdem muss ich mich dann nicht fürchten."
"Ja lass uns Freunde sein. Ich werde ein bisschen auf dich aufpassen mein Kleiner."
"Wie lange werden wir wohl noch hier sein müssen. Mir gefällt es hier überhaupt nicht Flupsi."
"Genau weiß ich das auch nicht, aber hier unten sammeln sich die Wassertropfen und schwimmen zusammen wieder an die Oberfläche."
Flupsi sollte recht behalten. Bald waren sie zu dritt dann zu viert. Schon konnte Plumsi
all die Wassertropfen nicht mehr zählen, so viele waren sie geworden. Alle zusammen bildeten sie schon ein kleines unterirdisches Bächlein.
"Wann wird es wieder hell werden Flupsi."
"Bald sehen wir wieder die Sonne Plumsi."
"Wann den Flupsi."
"Bald."
Plumsi wartete und wartete, da, da vorn wurde es langsam hell. Schon waren alle dem Dunkel entkommen und schwammen nun im strahlenden Schein der Sonne.
"Sind das Kühe auf der Wiese Flupsi."
"Natürlich sind das Kühe. Wenn wir erst in einen großen Bach fließen, dann schwimmen viele Fische um uns herum."
"In einen großen Bach, dann sind wir noch viel, viel mehr Wassertropfen."
"Bis wir im Meer sind werden wir so viele sein, das du es nicht glauben wirst. Gleich fallen wir alle in den Bach."
"Halt mich bitte gut fest, damit ich dich nicht verliere."
Schon plumpsten alle Wassertropfen in den Bach hinein. Plumsi wurde hin und her geworfen, doch hatte ihn sein neuer Freund Flupsi gut festgehalten.
"Da wird man ganz schön durchgeschüttelt Flupsi."
"Du wirst dich noch wundern, mein Kleiner, das war nichts gegen einen Wasserfall. Da werde ich dich auch nicht festhalten können."
"Aber ich möchte bei dir bleiben Flupsi."
"Ich werde dich schon wieder finden."
"Oh, da sind schon die ersten Fische, da noch einer und dort ein kleiner Flusskrebs."
Ruhig schwammen die Wassertropfen weiter. Bald endete der kleine Bach ihm ersten Fluss. Plumsi machte es große Freude mit den anderen Tröpfchen im Fluss zu schwimmen. Überall sah er nun Forellen, Krebse, Wasserschnecken und noch viele andere Tiere im Wasser. Auf der Wasseroberfläche sah er Gänse, Enten und viele Vögel die fröhlich im Wasser planschten. Aber was war dass, plötzlich hörte er ein tiefes Grollen und Rauschen.
"Flupsi, was ist das."
"Das ist ein großer Wasserfall. Du musst keine Angst haben, wir Wassertropfen werden uns dabei nicht weh tun."
Plumsi war dieses Rauschen, dass immer lauter wurde nicht ganz geheuer. Nun war er genau an der Wasserkante angekommen und blickte in die Tiefe. Er machte die Augen zu und fiel und fiel bis er endlich mit Flupsi und den anderen Wassertropfen im Flussbett landete. Fast bis zum Grund war er eingetaucht und kam prustend wieder nach oben.
Als er sich suchend nach Flupsi umblickte, sah er drei Kinder die auf einem umgestürzten Baum über den Fluss liefen.
Doch er musste seinen Freund wieder finden.
"Flupsiiii, Flupsiiii, wo bist duuu."
Doch wo er auch hinsah er konnte Flupsi nicht entdecken. Da wurde er sehr traurig und hätte bestimmt weinen müssen, wenn Flupsi ihn nicht gefunden hätte."
"Hallo mein Kleiner, da bin ich wieder."
"Ich freu mich so dich wieder zu sehen Flupsi."
"Ich hab dir doch gesagt ich finde dich wieder."
"Ein bisschen habe ich mir aber doch Sorgen gemacht."
"Freunde sind Freunde und bleiben zusammen Plumsi, du musst dich nicht sorgen. Es kommt auch kein Wasserfall mehr. Bald fließen wir alle in den größten Fluss. Der bringt uns dann alle ins Meer."
"Was ist ein Meer."
"Du hast doch die Kühe auf der Wiese gesehen."
"Ja Flupsi."
"Stell dir so viele Wiesen vor wie wir Wassertropfen sind. Dann stell dir nochmal so viele Wiesen vor und es sind immer noch zu wenig, so groß ist das Meer."
"Dann muss es wirklich riesig sein Flupsi."
"Es ist so groß, das man es sich überhaupt nicht vorstellen kann Plumsi."
Flupsi wusste wirklich alles schon vorher. Zwei Tage später waren sie in einen noch viel größeren Fluss geschwommen. Plumsi hatte es aufgegeben sich vorzustellen, wie viele Wassertropfen in diesem Fluss schwammen. Lieber betrachte er die Landschaft an denen er vorbeischwamm. Hier im großen Fluss schwammen nicht nur sehr große Fische, hier fuhren auch kleine und sehr sehr große Schiffe auf dem Wasser. Große Städte hatte er gesehen die nachts von tausenden Lichtern erhellt waren. Selbst Flugzeuge hatte er am Himmel gesehen.
Wann werde ich den endlich das Meer sehen können Flupsi."
"Bald."
"Wann ist bald."
"Ich weiß es nicht genau Plumsi. Lange kann es aber nicht mehr dauern."
Aber es waren schon wieder zwei Tage vergangen. Aber vom Meer war kein bisschen zu sehen. Es war nicht so schlimm, Flupsi wusste eben auch nicht alles. Wer wusste auch schon alles; niemand, also konnte sich Flupsi auch einmal irren."
"Plumsi wir sind bald am Meer."
"Das hast du vor zwei Tagen auch schon gesagt."
"Siehst du die weißen Vögel am Himmel."
"Sicher sehe ich sie, was ist mit ihnen."
"Es sind Seemöwen, das Meer kann also nicht mehr weit sein. Und der Fluss wird auch immer breiter, so ist es immer wenn das Meer nahe ist."
"Aber wann kann ich es sehen Flupsi."
"Bald, schon bald Plumsi. Du musst einfach noch ein bisschen Geduld haben. Dafür wirst du aber auch belohnt. Im Meer schwimmen viel mehr Tier als im Fluss, das Meer ist farbenprächtig und sehr tief. In im schwimmen Wale die so groß wie Schiffe sind."
"Ach komm Flupsi, du musst keine Späße mit mir machen. Wale die so groß wie Schiffe sind, geht das denn."
"Das geht, du wirst es sehen. Das Meer kann dunkel wie die Nacht sein. Aber auch bunt und hell wie eine Sommerwiese. Dort schwimmen Tiere, die fast so klein wie wir Wassertropfen sind, aber auch so große wie Schiffe, glaub mir."
"Ich kann es kaum erwarten, bis ich es selber sehen kann Flupsi."
"Du wirst es bald sehen, dieses Meer."
Aber erst als die Nacht vorüber war, lag das Meer vor ihnen. Plumsi konnte es gar nicht glauben wohin er auch blickte das Meer war überall. Man konnte überhaupt kein Ende sehen. Nun schwammen all die vielen Wassertropfen mit Flupsi und ihm im Meer. Und doch waren sie nur ein kleiner Tropfen in diesem riesigen Meer. Flupsi hatte wieder recht behalten. Das Meer war an manchen Stellen grau und leer. An anderen Stellen aber so bunt und voller Pflanzen und Tiere, das er tatsächlich an seine Sommerwiese denken musste. Weiter draußen trafen sie auf Delfine und einen Tag später sah Plumsi zwei Wale die tatsächlich so groß wie Schiffe waren.
"Das Meer ist wirklich so wie du gesagt hast. Es ist unwahrscheinlich schön. Hier gefällt es mir sehr."
Du kannst für immer hierbleiben wenn du möchtest. Du musst dich nur vor der Sonne in acht nehmen."
"Wie meinst du das Flupsi."
"Wenn die Sonnenstrahlen dich erwischen, dann wirst du in die Luft gesogen. Dann wirst du über die Welt fliegen, bis sich viele Wassertröpfchen in einer Regen oder Gewitterwolke zusammenfinden. Dann fallen sie wieder vom Himmel und machen wieder die lange Reise zum Meer."
"Und was möchtest du tun."
"Ich Plumsi, ich bin ein Reisender. In den Wolken schweben und auf die Erde blicken, das ist für mich wunderschön. Manchmal bleibe ich eine Weile im Meer. Aber die Welt bereisen das ist es, was ich am liebsten mache."
Ich würde gerne mit dir auf die Reisen gehen."
"Dann lass uns auf die Sonne warten, bis sie hoch am Himmel steht. Dann schweben wir beide bald über den Wolken."
"Das wird bestimmt wunderschön Flupsi."
*** Ende ***