
I
Im großen Stall von Bauer Tönjes war in der Nacht ein kleines Wunder geschehen. Schweinchen Rosa und Maxi die Milchkuh waren am Morgen erwacht und konnten sprechen.
"Igitt, was stinkt hier denn so?" rief Rosa das Schwein und rümpfte die Nase. "kann mal jemand ein Fenster öffnen?"
"Ach Rosa, schau doch, die Fenster kann man überhaupt nicht öffnen!"
"Pööh ich platze gleich...das hält ja kein Schwein aus. Kommst du mit Maxi, ich gehe an die frische Luft."
"Hihi, gerne wenn du mich losmachst!"
"Kleinigkeit Maxi, das habe ich gleich!"
Schweinchen Rosa stellte sich auf ihre Hinterbeine und schob die Eisenstange zur Seite, sodass Maxi mit ihrem Nasenring frei wurde.
"Toll, nun lass uns auf die Wiese gehen. Mir steigt schon der Duft von frischem Gras und wilden Kräutern in die Nase hmmm."
Maxi streichelte sich voller Vorfreude genüsslich denn Bauch.
"Klasse Idee Maxi, ich leg mich nur faul in die Sonne und genieße die gute Luft.
"Hallooo, will jemand mit auf die Wiese!"
"Muuuh, määh, und ein mehrfaches Grunzen war die Antwort."
"Tja ähm, anscheinend sind wir die einzigen Tiere, die sprechen können."
“Fein”, sagt Maxi, “Dann nix wie los, bevor Bauer Tönjes kommt."
"Schöööön!"
Bis zur Wiese war es nicht weit. Beide liefen zu einer kleinen Anhöhe. Rosa legte sich gleich unter eine Eiche ins tiefe Gras, während sich Maxi ganze Büschel Gras und duftende Blumen in das Maul stopfte.
"Einfach köstlich Rosa."
"Mach mir nicht das Maul wässrig, ich möchte noch ein bisschen in der Sonne dösen!"
Aber da kam schon die kleinen Sarah, die Tochter von Bauer Tönjes denn Hang heraufgelaufen.
"Rosa, Maxi, wie kommt ihr denn hierher, husch husch, zurück in den Stall."
"Maxi graste gemütlich weiter und Rosa dachte überhaupt nicht daran aufzustehen.
"Auf Rosa, sei lieb und steh auf!" rief die Kleine.
"Na, habt ihr nicht gehört?"
"Doch, doch, wir haben schon verstanden!"
"Woow!" Sarah fiel vor Staunen die Kinnlade herunter.
Sachen gibt's, die gibt's gar nicht! Rosa seit wann kannst du denn sprechen?"
"Seit heute Morgen, genau wie Maxi."
"Das glaub ich alles nicht. Maxi du auch!"
"Jaa, klaar, aber wir möchten nicht zurück in den Stall."
"Ja genau!" rief nun auch Rosa. "Hier ist die Luft einfach herrlich, die Eicheln fallen einem geradezu in den Mund und Maxi schmeckt das frische Gras auch viel besser."
"Aber Papa schickt mich um euch zu suchen!"
"Hm ... grumml ... Hmpf ..." machte Maxi. "Was wäre wenn....."
"Was wäre wenn..." wiederholte Sarah.
"Ich könnte von nun an die Fütterung der Kühe besorgen und Rosa füttert die Schweine. Dafür dürfen alle Tiere tagsüber auf die Wiese und wir passen auf alle auf."
"Dein Vater hat weniger Arbeit und das Futter ist auch umsonst. Und wenn es schön ist, können wir ja auch draußen schlafen."
"Da muss ich erst Papa fragen!"
"Lass uns doch noch vorher ein bisschen zusammen spielen Sarah."
"Super, Papa weiß ja nicht, dass ich euch so schnell gefunden habe. Kannst du mich auf die Eiche heben Maxi?"
"Nichts leichter als dass, du bist ja ein Fliegengewicht."
Maxi machte sich ganz lang, und hob Sarah bis zu den ersten Ästen empor.
"Feste zupacken meine Kleine, hast du, ja so ist es gut."
"Prima Maxi, danke schön. Da kannst du Papa und mir auch bald bei der Apfelernte helfen."
"Muuuh, oh, ich meine toll Sarah."
"Grunz grunz, lecker Äpfel!" rief Rosa
"Du darfst auch helfen Rosa, aber nur die Äpfel vom Boden sind für dich, hörst du!"
"Hauptsache es sind Äpfel."
"Und Birnen und Kirschen und Pflaumen."
"Hmmm, da läuft mir das Wasser im Maul zusammen."
"Hihii!" kichere die Kleine los.
"Dein Papa wird doch sicher verstehen, dass es hier auf der Wiese für uns viel schöner ist?"
"Sarah, Sarah wo bist du denn?"
"Das kannst du ihn ja gleich selber fragen Rosa!" "Ich bin hier oben im Eichenbaum Papa!"
"Bei allen guten Geistern!" rief Bauer Tönjes. "Wie bist du nur da hinaufgekommen?"
"Maxi hat mir geholfen!"
"Aha, da sind ja auch unsere zwei Ausreißer. Na ihr Strolche, wolltet ihr mal an die frische Luft?"
"Hahaha, genau Heinrich, im Stall duftet es nicht gerade nach Rosen."
"Mann-o-Mann!, hat das grad Rosa zu mir gesagt?"
"Ja Papa, Rosa und Maxi können sprechen, da staunst du. Sie wollen den Sommer über hier auf der Wiese schlafen und du könntest für mehr frische Luft im Stall sorgen. Dafür füttern Rosa und Maxi in Zukunft alle Tiere. Das ist doch prima Papa, oder."
"Hat man so was schon erlebt!" Heinrich blickte abwechselnd auf Rosa und Maxi. "Und Maxi kann auch...das muss ich erst mal in meinen Kopf bekommen, Sarah."
"Wir helfen auch bei der Obsternte, wenn wir nur nicht zurück in den Stall müssen." rief Maxi
"Langsam, langsam, nicht so schnell. Das klingt ja sehr verlockend, aber..."
"Autsch!" entfuhr es Rosa. "Das wäre auch zu schön gewesen."
"Nun warte doch mal Rosa!"
"Eine Bedingung habe ich. Ansonsten bleiben alle Tiere im Stall. Und keine Widerrede, kein Tier geht auf die Weizenfelder oder auf meinen Kartoffelacker, habt ihr mich verstanden?"
"Einverstanden."
"Und wenn Fremde in der Nähe sind, dann sprecht ihr kein Wort und benehmt euch wie die anderen Tiere."
"Versprochen!"
"Oh toll Papa, da haben die Tiere viel mehr Freude auf unserem Bauernhof und Rosa, Maxi und ich werden dicke Freunde sein, hurraaa!"
"Ohhje, ohhje, was wird deine Mama nur dazu sagen!"
"Ich sage ganz einfach bitte, bitte Mama, da wird sie schon ja sagen."
Da lachte ihr Vater, holte sie vom Baum herunter und trug sie fröhlich pfeifend nach Hause.
*** Ende ***