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Die magischen Ringe



 

Zwei ältere Damen blickten sich tief und freudestrahlend in die Augen. Die alten Frauen hatten sich lange nicht gesehen und freuten sich nun um so mehr, endlich wieder beieinander zu sein. Überschwenglich und tief bewegt hatten sie sich begrüsst. Schon seit ihren Kindertagen waren sie die besten Freundinnen. Diese Freudschaft wurde von Jahr zu Jahr immer tiefer und hatte alle Schicksalsschläge des Lebens überdauert.
"Weißt du noch Vera, wie ich dich das erste Mal eingeladen habe."
"Ja, ich kann mich noch an jede Kleinigkeit erinnern."
"Dann mach doch bitte Tina meiner Enkelin die Freude, und erzähle ihr von damals."
"Gerne Julia, Tina es hat alles mit diesem Brief begonnen."
"Großmutter spricht dauernd von dir, ich würde gerne einmal die ganze Geschichte erfahren."
"Dann pass gut auf, meine Kleine. Ich hatte den Brief noch in meinen Händen und lief ganz aufgeregt zu meinen Eltern."

"Oh Vater, Mutter ist das nicht toll, Julia lädt mich in  ihrem Brief für die Sommerferien ein zu ihr zu kommen."
"Deine Brieffreundin aus Calw."
"Ja Mutter, oh bitte lasst mich zu ihr fahren."
"Du bist noch nie ohne uns in den Urlaub gefahren, dafür bist du noch ein bisschen zu jung mein Kind."
"Ich wohne aber doch bei ihr und ihren Eltern, sie schreibt sie freuen sich schon alle drei auf mich."
"Darüber müssen dein Vater und ich erst mal in Ruhe nachdenken."
In unseren Briefen erzählten wir uns, wenn wir über etwas traurig waren, aber vor allem wenn wir glücklich waren. Julia die ein Jahr älter als ich war, hatte letzte Woche ihr erstes Date mit einem Jungen gehabt. Schrecklich aufgeregt war sie gewesen und war enttäuscht wieder nach Hause gekommen. Thorsten war so schüchtern gewesen, das er kein vernünftiges Wort herausbekommen hatte. Julia schrieb auch, dass sie mir ihr größtes Geheimnis verraten würde, sobald ich bei ihr sein würde. Wie in allen Briefen von ihr fand ich auch dieses Mal eine Rosenblüte, damit sagte sie mir, ich hab dich lieb.
Am Abend brachte ich das Gespräch noch einmal auf die Einladung von Julia.
"Dein Vater und ich haben beschlossen, wenn es dein Wunsch ist deine Freundin zu besuchen, dann sind wir damit einverstanden."
"Oh, ich freu mich schon so auf Julia. Vielen Dank Vater und dir Mutter, es wird bestimmt herrlich werden."
"Wir wünschen es dir mein Schatz. Du musst uns nur versprechen auf dich aufzupassen. Und mach uns keine Schande."
"Ich verspreche es."
Drei Tage später standen wir am Bahnhof. Es würde das erste Mal sein, das ich ohne meine Eltern vereiste. Für ein zwölfjähriges Mädchen war es unbeschreiblich spannend und aufregend zugleich. Was würde mich bei Julia erwarten, würden wir nach meinem Besuch immer noch Freunde sein. Und was für ein Geheimnis würde sie mir anvertrauen. Das waren Fragen, dich ich mir selber nicht beantworten konnte.
Papa riss mich unvermittelt aus meinen Gedanken.
"Wir müssen an Gleis 9, der Zug fährt in zehn Minuten ab. Auf, auf meine Damen, wenn ich bitten darf."
"Papa drängel doch nicht so, es ist noch genug Zeit."
"Am Ende verpasst du noch deinen Zug."
"Das klingt ja so, als ob du mich los werden möchtest."
"Wo denkst du hin meine Kleine, ich möchte nur nicht, das Julia umsonst auf dich am Calwer Bahnhof wartet."
"Am Busbahnhof um genau zu sein."
Papa lachte nur und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze.
Mutter machte sich nun doch mehr Sorgen um mich als sie gedacht hatte.
"Wirst du auch zurechtkommen Vera."
"Ich wohne bei meiner Freundin, sie hat ganz liebe Eltern, sicher werde ich zurechtkommen Mama."
Papa hatte für mich einen Fensterplatz reserviert. Der Zug war längst eingefahren, ich suchte meinen Platz und öffnete das Fenster. Papa war gleich zur Stelle und reichte mir meinen Koffer und die kleine Reisetasche.
"So meine Hübsche, wir wünschen dir zwei wunderschöne Wochen. Und ruf uns jeden Abend an hörst du. Tschüss mein Kind, und denkt daran, wir lieben dich."
"Ich rufe jeden Abend an, versprochen Papa. Auf Wiedersehen Mama, macht’s gut ihr Beiden, ich hab euch lieb."
Der Schaffner gab das Zeichen zur Abfahrt und der Zug setzte sich in Bewegung. Mutter winkte mit ihrem Taschentuch bis ich sie nicht mehr sehen konnte.
Am Vormittag war das Zugabteil fast leer, nur eine freundliche alte Dame saß mir gegenüber und lächelt hin und wieder zu mir herüber.
"Du reist alleine, bist du nicht ein bisschen zu jung dafür."
"Ich besuche meine Freundin, sie hat mich eingeladen. Ich werde am Bahnhof abgeholt. Sie ist meine Brieffreundin, wir schreiben uns schon seit über zwei Jahren."
Jetzt wo die alte Dame mich angesprochen hatte, betrachte ich sie eingehender. Sie musste sehr alt sein. Ihr langes graues Haar viel ihr weit den Rücken hinab. Das Gesicht war vom Alter gezeichnet, doch ihre Augen strahlten und funkelten als ob darin noch viel Kraft und Lebensfreude wohnten.
"Eine Freundschaft durch Briefe schreiben, dass es so etwas heutzutage noch gibt. Du musst wissen, ich habe seit über sechzig Jahren eine Brieffreundin und sie ist noch immer meine beste Freundin."
"Das muss eine ganz besondere Freundschaft sein, über so viele Jahre."
"Ja das ist sie auch. Wir waren damals auch noch Kinder, kaum älter als du es jetzt bist."
Von vorn ertönte ein gellender Pfeifton, die Lokomotive hatte ein Warnsignal ausgestoßen, da sie gerade in einen Tunnel einfuhr.
"Das ist der Tunnel vor Weil der Stadt."
"Da muss ich leider mit dem Bus weiterfahren. Übrigens ich bin Vera."
"Hallo Vera, ich bin Zenta, es war schön mit dir zu plaudern. Und pflege deine Brieffreundschaft. Freunde sind sehr wichtig im Leben."
"Danke für die nette Unterhaltung und für den guten Rat. Ja Freunde sind sehr wichtig. Auf Wiedersehen Zenta."
"Auf Wiedersehen kleine Vera, alles Liebe für dich."
Der Bus würde erst in zwanzig Minuten nach Calw fahren, so hatte ich Zeit genug mir die überdachte Vorhalle des Bahnhofs anzusehen. Riesige Palmenbäume und Farne konnte man hier bewundern. Fast wie in Südamerika auf einer Palmenplantage kam ich mir vor. Vor den Bäumen standen große Sonnenschirme und hölzerne Gartenstühle, sie luden die Fahrgäste zum Verweilen ein, etwas zu essen oder nur ein erfrischendes Getränk zu sich zu nehmen. Ein junger Eisverkäufer bimmelte gerade mit einem Glöckchen, ein Eis würde mir jetzt schmecken.
"Zwei Kugeln Sahnekirsch bitte."
"Bitte schön zwei Kugeln Sahnekirsch für das hübsche Fräulein."
Lächelnd gab ich dem Verkäufer die 1,20 €, denn jede Kugel kostete -,60 Cents.
Zehn Minuten später saß ich bereits im Bus, der mich nun endlich zu Julia bringen würde. Ob sie wohl genauso wie auf ihren Bildern aussah. Ich wünschte es mir, da ich mich schon so an ihr Gesicht gewöhnt hatte. Auch ich hatte ihr Fotos von mir geschickt. Da ich ein wenig müde war, schloss ich meine Augen und döste vor mich hin. Für mich waren höchstens ein paar Minuten vergangen, als mich jemand an der Schulter berührte.
"Aufwachen Fräulein, hier in Calw ist Endstation.
Du musst hier aussteigen."
Alle Fahrgäste waren bereits ausgestiegen. Etwas benommen blickte ich zum Fenster hinaus. Da sah ich Julia mit ihren Eltern vor dem Bus, die auf mich gewartet hatten. Als sie mich entdeckt hatte winkte sie mir aufgeregt zu.
Ich war nun ebenfalls sehr aufgeregt, was würde mich hier alles erwarten. Der Busfahrer der mich geweckt hatte trug meinen Koffer und wartete bis ich ausgestiegen war.
"Hallo Vera, endlich bist du da. Lass dich umarmen meine Liebe."
Glücklich lagen wir uns in den Armen. Julias Eltern staunten, wie vertraut wir miteinander waren, doch freuten sie sich darüber.
"Hallo meine liebe Julia, du bist noch viel hübscher als ich dachte."
"Du aber auch Vera, die Bilder sind lange nicht so schön. Darf ich dir meine Eltern vorstellen. Martin mein Vater und Sylvia Eichhorn meine Mutter."
"Ich freue mich sehr die Eltern von Julia kennenzulernen."
"Schön das du bei uns bist Vera. Unsere Tochter spricht in den höchsten Tönen von dir. Sie hat dich sehr gern. Sei uns also Willkommen."
Martin nahm mir den Koffer ab und lief zu seinem Wagen. Ich kannte mich mit Automarken nicht aus, doch es musste ein teures Auto sein. Im Inneren war alles in Leder gehalten, Chrom zierte die Armaturen wie auch die Verkleidung der
Türen. Julia und ich saßen im Fond und betrachteten uns gegenseitig. Dabei mussten wir ständig lachen, denn es war ein wenig ungewohnt so dicht beieinander zu sitzen.
"Es wird dir bei uns gefallen Vera, ich habe ein wunderschönes Kinderzimmer. Papa stellt es dir frei, ob du ein eigenes Zimmer haben willst, oder bei mir schlafen möchtest. Was ist dir lieber."
"Das ist doch klar, ich will natürlich bei meiner Freundin schlafen."
Julias Eltern wohnten in einer hübschen Villa hoch über der Stadt Calw. Martin stellte den Wagen in der Auffahrt ab und brachte Julia und mich auf ihr Zimmer. Meinen Koffer legte er auf Julias Bett und ließ und dann alleine.
Sylvia kam noch kurz zu uns herein.
"Vera fühl dich wie Zuhause, und wenn du etwas brauchen solltest, dann las es uns wissen. Ich lass euch dann wieder alleine."
"Mutter ist einfach wunderbar, du wirst sie mögen."
"Dein Vater ist auch sehr nett."
"Wie gefällt dir mein Zimmer, und das Bett sieh nur es ist Platz genug für uns beide."
"Es ist alles sehr schön Julia. Aber ich platze bald vor Neugier. Was ist dein großes Geheimnis. Bitte verrate es mir."
Nein, nein, erst wenn wir schlafen gehen dann werde ich es dir sagen.
Julia lag auf dem Bett und fing laut an zu lachen.
"Ich möchte dich noch etwas zappeln lassen meine liebe Vera."
"Na warte du kleines Biest, dafür werd ich dich.."
Flink wie ein Wiesel war ich über ihr und kitzelte ihren Bauch solange, bis ihr vor Lachen die Luft weg blieb.
"Oh bitte, bitte hör auf, ich kann nicht mehr. Mir bleibt die Luft weg."
"Strafe muss sein, du lässt mich zappeln und du lachst mich auch noch aus."
"Meine liebste Freundin, ich habe dich nicht ausgelacht. Ich musste nur lachen über dein enttäuschtes Gesicht, weil ich dir mein Geheimnis nicht verraten habe."
"Es ist ja bald Abend, solange muss ich eben noch warten."
"Das Abendessen wird bald fertig sein. Dann joggen wir noch eine Runde im Wald, oder hast du keine Lust."
"Alleine würde ich so spät nicht mehr laufen, aber zu zweit ist das ok für mich."
Kaum hatten wir uns in unsere schicken Laufklamotten geworfen, da rief auch schon Sylvia nach uns.
Als wir im Esszimmer angekommen waren musterte uns Sylvia von oben bis unten.
"Sportlich sportlich meine jungen Damen, wollt ihr noch joggen gehen."
"Ja gleich nach dem Essen."
"Dann setzt euch, Vera du magst hoffentlich Sauerbraten mit Spätzle und Salat."
"Aber sicher doch Sylvia, sehr gerne sogar."
"Du wirst von der Reise sicher hungrig sein."
"Nicht so sehr, außerdem wollen wir ja noch laufen."
Sylvia war eine ausgezeichnete Köchin und so aßen wir Mädchen doch mehr als wir gewollt hatten. Martin hatte die ganze Zeit kein Wort gesprochen, doch als er merkte wie unruhig wir wurden hatte er ein Einsehen.
"Nun steht schon auf ihr Beiden, das kann man ja nicht mit ansehen."
Tatsächlich waren wir auf den Stühlen hin und her gerutscht und hatten uns dauernd vielsagende Blicke zugeworfen.
"Vielen Dank Vater, du verstehst mich eben. Deshalb liebe ich dich auch so sehr."
"Aber um acht Uhr seid ihr zurück, wir haben schließlich auch für Vera die Verantwortung übernommen, solange sie bei uns ist."
"Versprochen Vater wir sind um acht Uhr zurück."
Julia schob mich in Richtung Tür und folgte mir hinterdrein.
"Der Trimm-dich-Pfad  ist keine zweihundert Meter weg von hier. Wir sollten uns gleich aufwärmen den er beginnt gleich mit über siebzig Stufen. Dann ist aber auch schon das Schlimmste überstanden."
Als wir an der Treppe ankamen, schnaufte ich hörbar ein.
"Der reine Wahnsinn."
"Stell dich nicht so an, ich laufe diese Strecke jeden Tag, also komm."
Julia lief voran und ich notgedrungen hinterher. Mit Leichtigkeit nahm sie eine Stufe nach der
anderen, während ich ihr keuchend folgte. Ich schaute bald nicht mehr nach oben, irgendwann mussten die Stufen ja ein Ende nehmen.
"Siehst du, du hast es geschafft. Der Rest ist dagegen ein Kinderspiel."
Und tatsächlich war die Laufstrecke von nun an sehr eben, nur kleiner Hügel galt es noch zu überwinden.
Der weiche Waldboden federte unsere Schritte ab, die Luft roch wunderbar frisch, so dass auch ich bald Freude am Laufen verspürte. Alle paar Minuten unterbrachen wir unseren Lauf, um Klimmzüge zu machen, über Baumstämme zu tänzeln, oder gymnastische Übungen nach Vorschrift zu machen. Wir mussten an einem Seil über einen Bach schwingen und an einer anderen Stelle über aufgestellte Pfähle hüpfen. Nach der Hälfte des Pfades ging es stetig abwärts bis über eine hölzerne Brücke, die das Ende des Trimm-dich-Pfades markierte.
"Wie lang ist dieser Laufweg eigentlich."
"Fast genau 4,2 Kilometer. Respekt Vera, du bist gut in Form."
"Und du erst, ich bin dir gerade so hinterher gekommen."
"Ich laufe ja auch jeden Tag, und du."
Nur wenn schönes Wetter ist, sonst bleib ich lieber Zuhause."
"Aber nicht solange du hier bist. Ich laufe bei Wind und Wetter, das härtet ab, so bleibt Frau gesund."
Schon wieder mussten wir beide lachen. Julia und ich umarmten uns wieder und ich spürte, dass wir uns gut verstehen würden. Sie war so herzlich, so lustig und fröhlich wie ich es mir von ihr erhofft hatte.
"Und nun ab unter die Dusche, hinterher werde ich dir mein Geheimnis verraten.
Gemütlich und sehr vergnügt liefen wir zum Haus der Eichhorns zurück.
"Vater, Mutter wir sind zurück."
"Ich seid ja völlig verschwitzt, ihr solltet gleich unter die Dusche."
"Ja Mutter."
Julia lief ins Bad und zog sich aus. Dann drehte sie die Brause auf."
"Na komm schon Vera, es ist doch nichts dabei."
Sie lächelte mich freundlich und bittend zugleich an, so verlor auch ich meine Scheu vor ihr. Und schon bald hörten Martin und Sylvia fröhliches Gelächter aus dem Badezimmer. Julia schrubbte mir den Rücken, was mir sehr gefiel.
Als wir uns beide in duftende weiße Badetücher gewickelt hatten blickte mir Julia in die Augen.
"War das nicht schön Vera. Es macht doch Spaß zu zweit unter der Dusche zu stehen. Wir sind doch Freundinnen, solange du bei mir bist machen wir alles gemeinsam. Auch Duschen und Baden, einverstanden."
"Einverstanden Julia, für einen Moment habe ich mich eben ein bisschen geziert."
"Ach du mein süßes kleines Dummerchen, das musst du wirklich nicht."
Julias Mutter kam ins Badezimmer und betrachte die jungen Mädchen mit Wohlwollen.
"Zwei wunderschöne, blitzsaubere Mädchen seid ihr, na wollt ihr mit Martin und mir noch ein bisschen zusammensitzen."
"Sei nicht böse Mutter, aber Vera ist müde von der Reise, wir wollten eigentlich gleich zu Bett gehen."
"Das kann ich gut verstehen Vera, dann schlaft schön ihr Zwei. Aber morgen Abend machen wir es uns richtig gemütlich. Gute Nacht Mutter."
"Gute Nacht Sylvia."
Julia und ich liefen noch schnell zu Martin. Julia gab ihrem Vater einen Kuss und ich wünschte auch ihm eine gute Nacht.
Draußen war es nun finstere Nacht geworden. Julia hatte mir noch all ihre Spielsachen gezeigt und zum Schluss all meine Briefe auf das Bett gelegt. Wie auch ich, kannte sie fast jedes Wort der Briefe auswendig.
"Ich lese jeden deiner Brief viele Male, glaubst du mir das."
"Wie gut wir uns doch verstehen meine Liebe, ich lese sie so oft ich kann."
Julia öffnete die Schublade ihres Nachtschränkchens und holte eine kleine blaue Schachtel heraus.
"Meine Großmutter hat mir etwas geschenkt, was ich dir nun zeigen möchte."
"Was ist es denn meine Liebste."
Sie hob den Deckel ab und zum Vorschein kamen zwei silberne Ringe.
"Es sind Freundschaftsringe. Großmutter und ihre Freundin haben sie viele, viele Jahre getragen bis eine von ihnen gestorben ist. Großmutter wollte ihn dann nicht mehr tragen. Doch nach einem Monat kam ein Päckchen zu ihr, darin war der Ring ihrer Freundin und so sind sie wieder zusammen."
"Und diese Ringe sind das Geheimnis."
"Nein die Ringe sind keine gewöhnlichen Ringe."
"Hmmm das verstehe ich nicht, was ist an ihnen das Besondere."
"Gute Freunde, die diese Ringe tragen, bleiben es ein ganzes Leben lang. Verstehst du, sie bleiben für immer Freundinnen, für immer. Großmutter sagte ich sollte mir gut überlegen wem ich einen dieser Ringe schenke."
"Und du möchtest mir einen dieser Ringe schenken."
"Ja genau, du bist meine liebste Freundin, und wir verstehen uns so gut."
"Ich weiß gar nicht was ich sagen soll Julia, das ist das schönste und größte Geschenk das mir jemand machen könnte. Bist du sicher, dass du ihn mir schenken möchtest."
"Das bin ich, liebste Vera."
"Dann werde ich in von Herzen gerne annehmen."
Julia steckte mir den Ring an meinen Finger, und hielt mir den anderen entgegen. So tauschten wir die Ringe aus, die etwas zu groß waren. Doch das war nicht wichtig, wichtig war die tiefe Freundschaft die wir damit zum Ausdruck brachten.
"Das verlangt wohl nach einem Kuss als ewiges Versprechen."
Und so küssten wir uns liebevoll und zärtlich auf den Mund. Julia drehte sich zu mir und nahm mich für eine lange Zeit in ihre Arme.
"Wirkliche Freundschaft ist so etwas wunderschönes Vera."
"Ja, es ist wohl das schönste und tiefste Gefühl das man für einen anderen Menschen empfinden kann."
"Weil es aus dem Herzen kommt."
"Fast wie Liebe."
"Es ist Liebe, nur eine andere Art von Liebe."
Dann sind wir jetzt Freunde fürs ganze Leben."
"Ja, das sind wir."
"Das war die Geschichte unserer ersten Begegnung Tina. Wenn du möchtest kann ich dir ja Morgen mehr über unsere Freudschaft erzählen."
"Sehr gerne Vera."

Tinas Blick fiel immer wieder auf die magischen Ringe der alten Frauen. Ob sie wirklich magische Kräfte besaßen, vieleicht waren Vera und ihre Großmutter ja nur verwandte Seelen, die zueinander gefunden hatten.

"So ist das also gewesen. Eine sehr schöne Geschichte ist das und eine wunderbare Freundschaft."

*** Ende ***


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