
Die kleine Waldfee
Wie jeden Morgen stand ich sehr früh auf, um noch vor der Schule eine Runde im Wald zu joggen. Mit meinen Rollerblades waren es nur einige Minuten bis zum Trimm-dich-Pfad der Stadt. Nun tauschte ich meine Rollschuhe in Laufschuhe, machte ein paar Dehnübungen um dann gemütlich meine Runde zu drehen. Während ich schon beinahe die Hälfte der Strecke hinter mich gebracht hatte, war es mir, als ob ich Musik von einer Blockflöte hörte.
Erstaunt hielt ich im Laufe inne, um festzustellen woher diese Musik kam. Ich verließ den Laufweg um geradewegs auf das Geräusch zuzugehen. Zuerst ging es an großen Bäumen entlang, dann durch dichtes Gebüsch, doch bald sah ich eine Lichtung im Wald, eine Sommerwiese voller duftender Blumen breitete sich vor mir aus. Zwischen merkwürdig aussehenden Bäumen deren Wurzeln hoch aus dem Boden ragten, stand eine junge Fee, sie spielte auf einer Blockflöte eine wunderschöne Melodie. Die Waldfee hatte ein Sommerkleid an, auf dem lauter Blütenmuster zu sehen waren. Über ihrem Kleid trug sie eine weiße durchsichtige Bluse, die bis zu ihrer Hüfte reichte und mit langen Schleifen verziert war. Ihr langes dunkelblondes Haar das silberne Streifen hatte, fiel ihr weit den Rücken hinab. Unterhalb ihrer Schultern hatte sie wunderschöne fast durchsichtige Flügel die zu leuchten schienen. Verträumt blickte sie in den Morgenhimmel ohne mich zu bemerken. Dort wo sie mit ihre Füßen in der Wiese stand waren überall winzige blaue, gelbe und rote Lichtkügelchen zu sehen die über dem Boden schwebten.
Es war ein wunderschöner Anblick, der herrliche Sommermorgen die aufgehende Sonne, ihr bezauberndes Spiel auf der Flöte und ihr zartes junges Wesen, hielten mich gefangen. Wer war sie und was machte sie hier im Wald, so früh am Morgen.
Meine Neugier war geweckt, wollte ich doch wissen wer dieses wunderschöne Geschöpf war, und weshalb sie hier mitten im Wald Blockflöte spielte. Ich räusperte mich ein wenig, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Schnell hatte sie sich zu mir umgedreht, doch war sie weder erschrocken noch ängstlich.
"Was machst du hier, warum beobachtest du mich hinter den Bäumen."
"Verzeih mir bitte, aber ich hörte deine schöne Musik und wollte wissen wer um diese Zeit mitten im Wald Flöte spielt. Wer bist du."
"Ich bin die kleine Waldfee Jasmin, und wer bist du."
"Oh, das hatte ich ja ganz vergessen, verzeih, ich bin Jessika. Aber warum spielst du mitten im Wald."
"Weil es mein Wald ist und weil es mir gefällt hier zu sein."
"Aber du bist ganz alleine hier. Komm doch mit in die Stadt."
"Oh nein, die Stadt ist nichts für mich. Mein Wald ist viel schöner als du es dir vorstellen kannst, doch muss ich seine wahre Schönheit vor den Menschen verbergen."
"Aber warum denn, wenn er so schön ist wie du sagst, dann würden wir uns doch auch darüber freuen."
"Wir Feen leben nun mal gerne im Verborgenen, es ist lange her, dass mich ein Menschenkind wie du gesehen hat. Einst lebten Elfen und Menschen miteinander, doch ist dies schon viele Jahrhunderte her."
"Was ist den geschehen das ihr euch nun vor den Menschen verbergen müsst."
"Oh ein sehr langer Krieg in Mittelerde, der wohl zwei Jahrhunderte angedauert hat. Als er vorbei war, mussten wir Elfen unsere Heimat verlassen und leben seit dieser Zeit an verborgenen Plätzen. Du musst wissen, früher gab es nicht nur freundliche Feen, es gab auch einige unter uns die den Menschen Böses wollten, das wurde uns zum Verhängnis.
Doch wenn du möchtest zeige ich dir meinen Wald. Er ist wunderschön und voller kleiner Wunder, er wird dir gefallen."
"Leider ist es für mich schon sehr spät, ich muss fort, doch würde ich nur zu gern deinen schönen Wald betrachten. In zwei Tagen würde es gehen, dann ist Wochenende."
"Ich werde hier sein."
"Ich versprech dir ich werde kommen und mir deinen Zauberwald ansehen. Auf Wiedersehen Jasmin, bis bald."
"Bis bald Jessika."
Die zwei Tage würden schnell vorüber gehen. Immer musste ich an Jasmin meine kleine Waldfee und ihren Zauberwald denken.
Etwas eher als sonst erwachte ich am Samstagmorgen, schnell schlüpfe ich unter die Dusche. Noch ein kleiner Imbiss, dann ging es in den Wald. Ich hatte mir die Stelle eingeprägt, an der ich den Laufweg verlassen musste. Doch war heute keine Melodie zu hören. So musste ich mich auf mein Gedächtnis verlassen. Doch fand ich die offene Stelle im Wald. Von meiner kleinen Waldfee war jedoch nichts zu sehen.
"Jasmin bist du hier meine schöne Waldfee."
Da waren auf einmal wieder diese wunderschönen kleinen Lichter am Boden zu sehen, sie stiegen langsam in die Höhe, bis endlich Jasmin erschien."
"Oh, ich hatte schon Angst ich hätte mir das am Donnerstag nur eingebildet, hallo Jasmin."
"Schön Jessika das du gekommen bist, dann werde ich dir nun meinen Zauberwald zeigen.
Im nächsten Augenblick hatte sich der Wald tatsächlich in etwas so schönes verwandelt das ich vor lauter Staunen sprachlos wurde.
Vor mir war eine offene Waldlandschaft, in ihrer Mitte war eine Sommerwiese mit tausenden blühenden und duftenden Blumen. Begrenzt wurde sie von einem kreisförmigen See an dem zwei Einhörner standen. Dahinter rauschte ein Wasserfall in die Tiefe und ergoss seine Fluten in den See. Sonnenstrahlen schickten ihr Licht wie kleine Sterne in dieses Paradies.
"Nun wie gefällt dir mein Zauberwald. Das sind Sommerwind und Herbststurm, sind sie nicht prachtvoll. Wir müssen leise sein, Einhörner sind scheue Tiere."
"Unglaublich schön sind sie, können Einhörner wirklich fliegen."
"Ja Jessika, das tun sie aber nur selten."
"Aber sind hier nur Tiere, ich meine bist du die einzige Elfe hier."
"Ja und nein, es gibt nur eine Waldfee auf der ganzen Welt, doch habe ich auch Freunde hier, Windröschen und Silberlöckchen sie werden dir gefallen. Jasmin holte eine winzige Flöte hervor um darauf zu spielen, doch kein einziger Ton war zu hören.
"Ich höre überhaupt nichts Jasmin."
"Das kannst du auch nicht, es sind Töne die kein Mensch hören würde."
Zwei winzige Feechen die wie bunte Schmetterlinge aussahen flatterten herbei und lachten die Beiden an.
"Ja liebste Waldfee was ist dein Begehr."
"Darf ich euch Jessika vorstellen, ich habe sie in meinen Wald eingeladen."
"Oh, Besuch im Zauberwald, was für eine seltene Freude. Wir Blümchen und Rosentau begrüßen dich sehr herzlich im Wald von Jasmin."
"Feen die wie Schmetterlinge aussehen, das ist sehr erstaunlich Jasmin. und so klein sind sie."
"Das sind sie, es sind meine besten Freundinnen seit langer langer Zeit."
"Ja, das sind wir beste Freundinnen."
"Jessika aber du sollst wissen, dass wir uns schon lange eine weitere Freundin wünschen, wenn du möchtest, dann darfst du hierbleiben. Allerdings wäre es für immer, überlege genau bevor du deine Antwort gibst. Ein Zurück gibt es nicht für dich."
"Oh ich dürfte..bei euch...oh. Wisst ihr meine Eltern sind schon früh gestorben, als ich noch sehr klein war. Ich habe niemanden der mich vermissen würde. Ich dürfte bei euch bleiben, für immer, das ist... das ist ja wundervoll, ihr habt mich verzaubert ja, ich möchte hierbleiben für immer."
"Dann wirst du Flügel bekommen und von nun an meine Schwester sein."
"Oh das hätte ich nicht zu träumen gewagt, Jasmin, dann werden wir vier Freundinnen sein."
"Dann sei uns willkommen in der Welt der Wunder und Zauberwesen Jessika."
Ende...